Robert Frassinelli - El Alemán de Corao

Robert Frassinellis Kathedrale der Natur

Covadonga - Picos de Europa Robert Frassinellis "Kathedrale der Natur": Die Picos de Europa vom Monte Sueve aus gesehen

Robert Frassinelli war ein vielseitig begabter Naturmystiker des 19. Jahrhunderts.

 

In Asturien machte er sich als Baumeister und Planer von Sakralbauten in Covadonga und Oviedo einen Namen.

 

Seine fotorealistischen Zeichnungen von megalithischen und mittelalterlichen Sakralorten fanden weithin Beachtung.

 

Frassinelli arbeitete bei archäologischen Ausgrabungen an megalithischen Kultorten mit, zum Beispiel den Dolmenanlagen Abamia, Mián und Santa Cruz. Er engagierte sich auch bei dem Ausbau von Archiven der Universitätsbibliothek Oviedo, in denen historische Dokumente aus Klöstern und Kirchenbesitz zusammengetragen wurden. Sein Interesse galt den Mysterienstätten Asturiens.

 

Frassinelli verfasste umfangreiche Abhandlungen über die Welt der Elementarwesen, über Naturgeister und die Mythologie Asturiens. Seine Verbundenheit mit der Natur zog ihn oft in die Einsamkeit der Picos de Europa, seiner „Kathedrale der Natur“, wo er sich über Wochen und Monate verlor.

 

Es ranken sich geheimnisvolle Geschichten um den heute beinah zum Mythos avancierten Frassinelli. Dazu trug sicherlich bei, dass bereits die kirchlichen und weltlichen Machthaber seiner Zeit eine Art Bann über ihn verhängt hatten. Als Frassinellis Unterstützer in Politik und Kirche von neuen Personen ersetzt wurden, da wollte plötzlich kaum jemand etwas von den Verdiensten Frassinellis wissen.

 

Zu seinem 100. Todestag im Jahre 1987 erschien eine Biografie mit dem Versuch, der Spur des Roberto Frassinelli zu folgen: Maria Cruz Morales Saro; Roberto Frassinelli, El Alemán de Corao, Asturias 1845 – 1887, Gijón, 1987

 

Robert Bartholomäus Carl Frassinelli

Covadonga - Die Felsengrotte des Río Deva Robert Frassinelli

Frassinelli wurde am 23. Mai 1813 als Robert Bartholomäus Carl Frassinelli in Ludwigsburg geboren. Er hatte deutsche und italienische Wurzeln. In Ludwigsburg waren ab dem 18. Jahrhundert viele italienische Künstler und Baumeister ansässig. Darunter Donato Giuseppe Frisoni, Hofbaumeister des Residenzschlosses Ludwigsburg. Er wirkte mit bei der Planung der Residenzstadt Ludwigsburg, den Bauarbeiten an der Abtei Weingarten und an Schloss Favorite. Auch Frassinelli sollte zu einem sehr talentierten Baumeister und Künstler werden. In seiner Familie gab es mehrere Architekten und Maler, darunter der Architekt Rudolf Burnitz und der Maler Carl Peter Burnitz. Frassinellis Vater war Küchenmeister und Maître d’hôtel im Schloss Ludwigsburg. 

 

Frassinelli studierte in Tübingen und engagierte sich in revolutionären Bewegungen. Als Mitglied der Verbindung "Gesellschaft der Feurreiter" nahm er 1833 am Frankfurter Wachensturm teil. 

 

Ziel war, die Gesandten der deutschen Fürsten gefangen zu nehmen und damit eine demokratische Erhebung in ganz Deutschland zu begründen. Durch Verrat wurden die Aufständischen jedoch bereits erwartet und viele wurden wegen Hochverrats getötet oder zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Frassinelli verbüßte eine kurzzeitige Haftstrafe und wanderte nach Spanien aus.

 

Robert & Ramona in Corao

Ein Brief Frassinellies, der im bischöflichen Archiv der Diözese Rottenburg-Stuttgart aufbewahrt wird, gibt Auskunft über die bislang weitgehend unbekannte Zeit kurz vor seiner Übersiedlung nach Asturien. (Herzlichen Dank an die Schriftgutverwaltung des bischöflichen Ordinariats für die freundliche Unterstützung bei der Recherche.) 

 

Im Herbst des Jahres 1853, im Alter von 40 Jahren, traf Frassinelli demnach eine Entscheidung, die ihn später als „El Alemán de Corao“ weithin bekannt machen sollte: Die Entscheidung für die Vermählung mit Ramona aus Corao in den Picos de Europa nahe Covadonga.

 

Die Hochzeitsvorbereitungen gestalteten sich schwierig, denn Robert musste eine Reihe von Urkunden besorgen, um die Vermählung in Spanien vollziehen zu können. Damit begann er im Herbst 1853. Am 12. Februar des Jahres 1854 griff er in seinem Madrider Domizil erneut zur Feder und erbat in seiner alten Heimat Ludwigsburg die von ihm geforderten zusätzlichen Dokumente für seine Vermählung mit Ramona. Darunter, wie Frassinelli schreibt: "... ein Zeugniß der geistlichen Behörde dass in den Kirchenbüchern ich als unverehlicht aufgeführt bin...".

 

Am 3. März 1854 wurden ihm die erbetenen Dokumente übersandt und am 1. Oktober 1854 war es endlich soweit. Die Vermählung fand in Madrid statt. Anschließend ließ sich Robert mit seiner Frau Ramona in Corao nieder. Aus Robert wurde Roberto und der Nachname seiner Mutter wurde angehängt, sodass er in Asturien als "Roberto Frassinelli y Burnitz" oder einfach als "El Alemán de Corao" bekannt war. Er selbst unterschrieb in seinem Brief vom 12. Februar 1854 als Robert Frasinelli.

Robert Frassinelli starb am Tage der Sommersonnenwende, am 22. Juni 1887, in seiner Wahlheimat Corao.

 

Beigesetzt wurde Frassinelli an einem kulturhistorisch einzigartigen Ort, der ganz in der Nähe von Corao liegt: Auf dem Friedhof der Kirche Santa Eulalia de Abamia. Seit 1976 befinden sich die Gebeine Frassinellis im Innenraum der Kirche. Hier wurde auch das erste Königspaar des asturischen Königreichs, Pelayo und seine Gemahlin Gaudiosa, beigesetzt. 

 

Romantiker und Naturmystiker

Santa Eulalia de Abamia

Robert Frassinelli war inspiriert von romantischen Idealen seiner Zeit.

 

Romantisches Erleben vermochte Menschen mit Liebe und einem Hauch von Ewigem zu erfüllen.

 

Als romantische Orte galten nebelverhangene Wälder, Flusslandschaften und Berge. Der romantische Blick sah die Wunder der Natur in ihrer Raum und Zeit transzendierenden Qualität.

 

Mit dieser naturverbundenen romantisch-mystischen Grundhaltung kam Frassinelli zwischen 1836 und 1839 erstmals nach Asturien. Einige Jahre lebte er in Madrid, bevor er sich 1854 endgültig in Corao niederließ. Dort erkundete er die Picos de Europa, den Monte Sueve und die Orte entlang der Flüsse Deva und Sella. Zumeist war er zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs.

 

In der Nähe seines Hauses in Corao ist noch heute der steinerne Arbeitstisch Frassinellis zu sehen. Sein "Arbeitszimmer" war eine Höhle, in der er auch archäologische Untersuchungen durchführte: La Cueva del Cuélebre de Corao. Diese "Höhle des Drachen" war seit Jahrtausenden Wohn- und Kultstätte. Frassinelli machte hier u.a. Funde aus der Bronzezeit.

 

Seine Verbundenheit mit der Natur und seine Kommunikation mit Elementarwesen mögen auf manchen Zeitgenossen etwas befremdlich gewirkt haben. Auch der vertraute Umgang mit einer von Frassinelli selbst gezähmten Eule, die auf seinem Anwesen zuhause war, zeigt seine Verbundenheit zu den Geschöpfen der Natur. Im hauseigenen Garten pflanzte er neben Gemüse und Kräutern eine exemplarische Streuobstwiese mit 26 verschiedenen Apfelsorten an.

 

Das Vermächtnis des Roberto Frassinelli

Roberto Frassinelli Gedenktafel am Zugang zur Krypta der Kathedrale von Covadonga

In der theosophischen Erzählung von Mario Roso de Luna mit dem Titel "El Tesoro de los Lagos de Somiedo" begibt sich Roso de Luna auf die Suche nach dem Vermächtnis des geheimnisvollen Frassinelli.

 

Mario Roso de Luna beschreibt darin seine Reiseerlebnisse in Asturien im Jahr 1912, eine literarische Meisterleistung der Anwendung theosophischer Sichtweisen auf Erscheinungen in der materiellen Welt.

 

Seine Suche nach Frassinellis Zeichnungen, Manuskripten und Dokumentensammlungen, die er in seiner Erzählung verarbeitet hat, war erfolgreich. Er fand rätselhafte Dokumente und Aufzeichnungen.

 

Darunter die von Frassinelli verfassten Abhandlungen über Elementarwesen der Natur und über Naturgeister in Asturien.

 

Doch wo sind die Vermächtnisse Frassinellis heute?

Zugang zur Felsengrotte in Covadonga

Die Suche nach Frassinellis Vermächtnis gestaltet sich schwierig. Wer sich heute auf die Spur des Robert Frassinelli begibt, der stößt auf mysteriöse Zusammenhänge. Nur wenige Aufzeichnungen wurden bisher veröffentlicht.

 

Einige Zeichnungen und Dokumente befinden sich in fragmentiertem Privatbesitz. Andere Aufzeichnungen liegen in Bibliotheken, darunter die Bibliothek des spanischen Königspalastes und die Bibliothek des Klosters von El Escorial. Nach dem Tod Frassinellis entbrannte ein Erbstreit, der zur Fragmentierung des Erbes führte.

(Vgl. dazu: Roberto Frassinelli Burnitz von Francisco José Pantín Fernández, María del Carmen Meneses Fernández-Baldor: Hombres y Mujeres de Abamia, Corao, 2012, Seite 103-116)

 

Esteban Cortijo veröffentlichte im Jahre 2003 eine 12-bändige Ausgabe von Schriften des Mario Roso de Luna. Band 5 (La Asturias Tenebrosa) sollte neben dem Buch „El Tesoro de los Lagos de Somiedo” noch drei weitere Schriften enthalten, die bisher nicht veröffentlicht wurden. Darunter das Hauptwerk von Roso de Luna über Frassinelli mit dem Titel: „Don Roberto Frassinelli. El alemán de Corao.”

 

Im ehemaligen Wohnhaus Frassinellis, in Corao, könnte demnächst vielleicht die Privatsammlung von Don Maximino Blanco del Dago ausgestellt werden, die er dem „Museo de Bellas Artes de Asturias“ vermacht hat. Darunter 150 Zeichnungen und Skizzen Frassinellis.

 

Wer sich selber auf die Spur des Robert Frassinelli begeben möchte, der kann die nach ihm benannte Wanderroute bis hinauf in die Höhen der Picos de Europa erwandern. Ab Corao ist die „Senda de Frassinelli“ markiert (Wanderweg PR-PNPE-I). Bis zu den Bergseen von Covadonga sind es auf der „Senda de Frassinelli“ etwa 15 km. 

Die Basilika und andere heute nicht mehr vorhandene Sakralbauten in Covadonga (El Camarín de la Cueva, Capilla del Campo del Collado) wurden nach den Plänen Frassinellis errichtet.

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© Ralf Pochadt