Mithras – Das Mithräum von La Isla

Der vorschristliche Lichtgott

In vorchristlicher Zeit gab es bedeutende Kultplätze in der Sierra del Sueve.

 

In einem der Dörfer des Bergmassivs, in Cofiño, wurden Reste einer vorchristlichen Kultstätte entdeckt. An der dortigen Ortskirche ist an der Westseite ein alter Stein eingearbeitet, der die Mondsichel in der Sonne abbildet. Sonne und Mond als Repräsentanten des Tag- und des Nachthimmels.

 

Im Bergdorf Fano (lat. kleiner Tempel) sind Reste einer römischen Siedlung gefunden worden und die Namensgebung weist auf einen Tempel in diesem Teil des Sueve-Bergmassivs hin.

 

Am Fuße der Sierra del Sueve, in San Juan de la Isla (Gemeinde Colunga), wurden die Reste eines Mithräums, einer höhlenartigen Kultstätte entdeckt. Ein Forschungsteam der Universität Oviedo veröffentlichte 1998 die spannenden Ergebnisse ihrer Untersuchungen. (Testimonios de un culto oriental entre los Astures transmontanos. La lápida y el santuario mitraicos de San Juan de la Isla, Gema Elvira Adán, Rosa María Cid, Real Instituto de Estudios Asturianos, Oviedo, 1998)

 

Ein Gedenkstein mit einer Inschrift zu Ehren der Gottheit Mithras, der in Colunga gefunden wurde und vermutlich aus La Isla stammt, ist im Archäologischen Museum von Oviedo zu sehen.

 

Der Mithraskult war in der vorchristlichen römischen Welt weit verbreitet. Seine Ursprünge finden sich im Iran und in Indien. Zu den ältesten Quellen gehört die Avesta, die heilige Schrift der Parsen, die in Persien angesiedelt waren. Mithras wurde verehrt als Gott des Lichtes. Das Licht, welches den Kosmos bewegt und erschaffen hat, und das im gesamten Kosmos und in aller irdischen Schöpfung als Lebensfeuer existiert.

 

Das Himmelsgewölbe wurde nach avestischer Überlieferung als ein felsiges Himmelsgebirge gedacht. Mithras, als der gestirnte Nachthimmel, strahlt sein Licht durch seine "10.000 Augen" aus. Die Augen, die Gestirne, sind nach dieser Überlieferung Löcher im Himmelsgebirge, durch die das dahinterliegende Himmelslicht hindurchscheint.

 

Die Lehre vom Aufstieg zum Licht

Die Kultstätten Mithras (Mithräen) waren Höhlen und Grotten oder künstlich angelegte unterirdische Räume, gleichsam Nachbildungen des Himmelsgewölbes, ein Bild des Kosmos.

 

An der Höhlendecke wurde der Sternenhimmel abgebildet.

 

Öffnungen ermöglichten das Hindurchscheinen von Licht. Hier wurden vermutlich eine Reihe von Lichtritualen durchgeführt. Auch könnten die Mithräen als astronomische Observatorien genutzt worden sein.

 

Der Mithraskult war ein Mysterienkult mit einer geheimen Lehre. Sieben Stufen, Weihegrade oder Initiationsebenen lehrten unter anderem den Aufstieg der Seele ins Licht.

 

Der Aufstieg zum Licht, zur ewigen Gottheit, geschieht nach der Mithraslehre über die Planeten hin zu den lichterfüllten Fixsternen. Die Planeten bewegen sich durch das Himmelsgewölbe und tragen die Seele zu dem ewigen Fixsternhimmel hinauf.

 

Eine besondere Rolle spielt dabei die Sonne, auch sie wurde als Planet angesehen. Es gab in aufsteigender Reihe sieben Planetengötter: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Mond, Sonne und Saturn. Ein Aspekt der Bedeutung dieser Initiationsstufen war offenbar, dass sie Tugenden symbolisierten. So gab es entsprechend sieben Tugendgrade. Sie sind als sieben Torbögen in manchen Mithräen als Fussbodenmosaik abgebildet. Der Mithrasanhänger stieg vom einfachen Grad zu immer komplexeren Graden bis zur Vereinigung mit der Gottheit auf.

 

Mithras und Christentum

Der Tag, an dem Mithrasverehrer die Geburt Mithras feierten, war der 25. Dezember. Dieses Datum wurde später „verchristlicht", wodurch der 1. Weihnachtstag heute am 25. Dezember gefeiert wird.

 

Der römische Kaiser Julian war der letzte Anhänger der Mithrasreligion unter den römischen Herrschern. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts hatte das Christentum Mithras adaptiert. Viele Grundelemente und Rituale des Christentums haben ihren Ursprung im Mithraskult.

 

Das spirituelle Zentrum des Mithraskults befand sich dort, wo heute der Vatikan ansässig ist. Viele christliche Kirchen wurden auf Mithraskultstätten erbaut. Ein Mithräum befand sich beispielsweise auch in der unmittelbaren Nähe des heutigen Kölner Doms - südlich des Südportals, an dessen Stelle die Bischofskirche stand.

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© Ralf Pochadt